Donnerstag, 4. August 2016


Ich bin klüger, ich spiele Dornröschen


     Nun, meine bellende Hausgenossin verzehrt sich nach einem Mann von höherem Stand. Das habe ich nicht nötig. So viel Such-Aufwand ist doch zu anstrengend. Ich lasse die Kerle zu mir kommen, denn wäre ja noch schöner, wenn ich ihnen nachlaufen müsste. Das würde die doch glatt eine Stufe präpotenter machen und sie ihre Schnauze in ungeahnte Höhen recken lassen. Nicht mit mir.
     Ich döse und schlafe, was ich am liebsten und mit Ausdauer bewerkstellige. Umgeben von herrlichen Blütenkaskaden träume ich als Dornröschen von meinem Prinzen. Er steigt von seinem Schimmel und kommt federnden Schrittes auf mich zu, senkt sein bildhübsches Antlitz über meinen Kopf und küsst mich mit zärtlicher Inbrunst auf meine Lippen.
     „Momo, Fressen gibt’s, komm schon, schlaf nicht ein“, klingt es aus Rudelführers Mund, als ich aus meinem Traum erwache und verwundert um mich sehe.
     Nun, ich will ja nichts sagen, aber mein geduldiges Herrli, das ich mit Pfotengeben, einem schmachtvollen Blick aus dunklen Augen oder einem nachdrücklichen Auf-den-Rist-Setzen mit meinem Fell-Popo vollendet um den Finger wickeln kann, ist allemal besser, als ein blasiertes Märchengebilde mit womöglich machomäßigen Allüren. 




Und was ist die Lehr aus der Geschicht: vergesst uns zwei Prinzessinnen nicht!

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