Märchen 2.1 von Momo und Elfe
Froschkönig
oder wie ich vergeblich küsste
Nun, wenn man eine verwöhnte,
bildhübsche Prinzessin ist, sucht man doch nach dem perfekten Prinzen, der
angeblich verwunschen als Frosch zwischen uns weilt – zumindest wenn Fräulein
an Märchen glaubt. Frauli hat zwar irgendwann einmal gemeint, ich müsste
mindestens hundert oder noch mehr dieser krabbelnden Gattung küssen, bevor ein
Adeliger in meinen Armen, pardon zwischen meinen Pfoten, landen würde, aber die
Hoffnung stirbt zuletzt.
Also habe ich gebellt, geheult, gegraben – nichts. Kein Laubfrosch,
Grasfrosch oder Wasserfrosch, keine einzige Amphibie, die ich mit meiner
Schnauze hätte berühren können, um die Gebrüder Grimm nicht der Lüge überführen
zu müssen. Es war zum Verzweifeln!
Knapp bevor ich mich dem Suff, nein,
korrekter – dem Fressen ergeben habe, erblickte ich endlich den Mann meiner
Träume.
Ich scharrte in den Startlöchern, umschnupperte ihn und bebellte ihn mit
meinen schönsten Koloraturen, um die mich jede Operndiva beneidet hätte. Ich
warf mich auf den Boden vor ihm, regelrecht in den Staub und hechelte nach
seiner Gunst. Ich küsste ihn schließlich wie wild in meiner Sehnsucht.
Aber kein einziger Laut entkam seinen Lippen. Erbarmungslos strafte er
mich mit Nichtachtung, wendete mir seine Rückseite zu, als ob er mich dazu
einladen würde, auf ihr hinunterzurutschen.
Verzweifelt verkroch ich mich in Zweibeiners Umarmung, überhörte
geflissentlich das gemurmelte ‚du dummes Hundsi‘ und tröstete mich. NEIN: nicht
mit Schwarzwälder-Kirsch, Baiser, Banane und bitte mit Sahne, sondern mit
Fleischstreifen und Kaustangerl. Wenigstens Essen hält Leib und Seele zusammen.
Oder habe ich irgendwo in der Geschichte einen Fehler gemacht? Weil ‚ER‘
bloß eine Kröte war? Keine goldene Kugel als Ball in den Brunnen fiel? Tja,
woher nehmen und nicht stehlen, wenn es bloß Hartgummi-Spielbälle und ein
Biotop in dem Haus hier gibt. Seufz und heul hhuuuhh …